
An diesem Vormittag besuche ich eine Puppenwerkstatt in einer Grundschule. An zwei Tagen findet ein Projekt „Coole Socken gegen Mobbing“ statt. Ein Präventionsprojekt, indem durch eigenes Erleben ein Gespür für Mobbing entwickelt.
Quirliges Treiben empfängt mich. Die Schüler sitzen zusammen und diskutieren und gestikulieren mit ihren lustigen Figuren. Gestern haben sie Sand in kleine Beutel gefüllt, mit einem Strumpf überzogen, um daraus den Bauch der Figur zu gestalten. Der Kopf, eine Styroporkugel, hat Augen aus Perlen, Mund und Nase sind aufgemalt. Aus unterschiedlichen Stoffen und weiteren Accessoires ist eine buntes Völkchen entstanden. Da gibt es Handwerker, Lehrer, Polizisten, Krankenpfleger, eine Wahrsagerin, einen Taxifahrer und unterschiedliche Figuren, die „Irgendwie Anders“ oder “Etwas“ darstellen.
Grundlage dieses Workshop, der sich mit dem Thema „Mobbing“ beschäftigt, ist die Geschichte von „Irgendwie Anders“ , einem Bilderbuch von Kathryn Cave. Der kleine Gnom Irgendwie Anders wird ausgegrenzt, überall bekommt er zu spüren, dass er ein Außenseiter ist. Als er eines Abends Besuch von einem haarigen Etwas bekommt, der sein Freund werden möchte, ändert sich alles.
Heute Morgen haben die Kinder die Aufgabe, eine passende Rolle für ihre Figuren in dieser Geschichte zu finden. Zwei Gruppen von Dorfbewohnern bilden sich, auf einem Tisch entsteht ihr Dorf und Schuhkartons werden zu Häusern oder Fahrzeugen. Außerhalb des Dorfes auf einem Berg, dazu dient ein Hocker auf dem Tisch, wohnt Irgendwie Anders.
Die Geschichte beginnt!
Die Puppenspielerin Petra Albersmann erzählt die Geschichte dieses Dorfes. Alle Dorfbewohner, also alle Figuren werden von ihr in die Erzählung eingebaut. Niemand wird vergessen! Bewundernswert!“
Ihre Rollen spielen die Schülerinnen und Schüler unaufgeregt, ganz selbstverständlich. Da fährt der Taxifahrer los, um die Wahrsagerin zum Dorfplatz zu fahren. Denn dort haben sich alle Dorfbewohner versammelt, um sich Irgendwie Anders, der sich von seinem Berg herunter getraut hat, deutlich zu zeigen, dass er nicht erwünscht ist.
Spannend die Situation als Etwas plötzlich bei Irgendwie Anders an die Tür klopft, ohne auf ein höfliches Herein zu warten, geht Etwas ins Wohnzimmer und nimmt auf dem Sofa Platz. Schließlich sucht er einen Freund und möchte der Freund von Irgendwie Anders werden. Doch der ist gar nicht begeistert und wirft ihn raus. Plötzlich merkt Irgendwie Anders, dass sein Verhalten falsch war. Er will Etwas zurückholen und trommelt alle Dorfbewohner zusammen. Auf seinem Berg möchte Irgendwie Anders ein Fest feiern und dazu laden sie alle Etwas ein.
Für mich als Zuschauer ist es berührend, dieses erzählte Theaterstück zu erleben. Mit welchem Eifer die Schülerinnen und Schüler bei der Sache sind, wie vertieft sie in ihren Rollen stecken und wie intensiv sie spielen, ist beeindruckend.
Ganz unbemerkt erfahren die Schülerinnen und Schüler, was für ein Gefühl es ist, nicht dazu zu gehören. Im anschließenden Gespräch äußern sie ihre Betroffenheit, ihr Unwohlsein, ihre Hilflosigkeit und wie wichtig es ist, dass man Freunde hat.
Wie sehr die Klassengemeinschaft gestärkt wird und wie sehr einzelne Schüler über sich hinaus gewachsenen sind, zeigt das Beispiel eines autistischen Kindes, welches ohne Hemmungen in die Rolle von Irgendwie Anders schlüpft.
Dieser zweitägige Workshop hat Kinder auf spielerische Art und Weise für das Thema Mobbing sensibilisiert. Auch die Klassenlehrerin war beeindruckt, denn sie konnte ihre Schülerinnen und Schüler von einer ganz anderen Seite kennenlernen. Talente wurden sichtbar, die bisher im Klassenverband nicht sichtbar wurden.
Frau Jürgensen, Präsidentin des Lions Clubs Uthlande, die sich Zeit genommen hatte, den Workshop zu besuchen, war begeistert von den beiden Vorstellungen der Schüler. „So ein Projekt unterstützen wir gerne“, war ihr Fazit zum Schluss.